Weidetierhaltung und Wolf

Auf Einladung des Landesschafzuchtverbands (LSV) Baden-Württemberg und des Landschaftsentwicklungsverbands (LEV) Mittlerer Schwarzwald kamen Anfang Februar über 250 Interessierte zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema Weidetierhaltung und Wolf nach Aichhalden (Kreis Rottweil). Neben lokalen Akteuren aus Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Naturschutz, Tourismus sowie von Schäfereien war auch die Landtagsabgeordnete Martina Braun (Grüne) zu Gast.

Zu Beginn vermittelten Kurzvorträge einen Einblick in den kontrovers diskutierten Themenkomplex: Der erste Vortrag (LEV) beschäftigte sich mit der Kulturlandschaft, der Bedeutung der Tierhaltung für die Schwarzwaldlandschaft und den generellen Herausforderungen landwirtschaftlicher Betriebe und Schäfereien in den sogenannten Grenzertragslagen – von mangelnder Rentabilität bis Schwierigkeiten bei der Betriebsnachfolge. Als zweiter Impulsredner erläuterte Dr. Micha Herdtfelder (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt – FVA BW) anschaulich Biologie, Verbreitung und Verhalten des Wolfes sowie die Methoden des Wolfsmonitorings. Der Experte unterstrich, dass sich Wölfe durch Unterschutzstellung seit den 90er Jahren natürlicherweise wieder ausbreiten. Der Wolf könne weite Strecken zurücklegen, außerdem seien nahezu alle Wölfe genetisch erfasst und ihre Herkunft damit belegbar – die Mär von „eingeschleusten“ Tieren also nicht haltbar. Eine weitere Zuwanderung von Wölfen sei jederzeit zu erwarten, ein effektiver Herdenschutz daher unabdingbar. Anette Wohlfarth (LSV) stellte die Ergebnisse des Pilotprojekts „Herdenschutz in der Praxis“ von Landesschafzuchtverband und NABU Baden-Württemberg vor und machte deutlich, wo sie noch große Herausforderungen für die Weidetierhalter sieht – angefangen vom Versicherungsschutz über die De-Minimis-Regelung bis hin zu einem effektiven und wirtschaftlichen Herdenschutz. Im Projekt wurde auf verschiedenen Testbetrieben sowohl mit Herdenschutzhunden gearbeitet als auch Elektronetze getestet. Zwei am Pilotprojekt beteiligte Schäfer berichteten von ihren Erfahrungen. Insgesamt wurde deutlich, dass trotz guter Ansätze noch einiges an Forschungsarbeit zu leisten ist, um die Weiden auch in Baden-Württemberg möglichst wolfssicher zu gestalten – und trotz allem gelte: einen 100%igen Schutz gibt es nicht.

In der sich anschließenden Diskussionsrunde wurde deutlich, dass nicht die einzelnen Nutztierrisse, sondern vor allem Haftungsfragen und gesetzliche Rahmenbedingungen die Betriebe beschäftigen. Martina Braun MdL betonte ebenfalls die Klärung von Versicherungsleistungen als Kernthema – dies müsse zeitnah auf politischer Ebene erfolgen. Ebenso könne eine langfristige Koexistenz nur über effektive und wirtschaftliche Herdenschutzmaßnahmen auch für das unwegsame, topographisch schwierige und oftmals kleinstrukturierte Gelände Baden-Württembergs gewährleistet werden. Dort bestehe aber weiterhin Entwicklungsbedarf, daher will die Grünen-Landtagsfraktion noch einmal Geld für die Fortführung des Herdenschutzprojektes bereitstellen. Der Auftrag der Besucher ging ganz klar an die Politik, in puncto Versicherungsfragen, gesetzliche Rahmenbedingungen und Herdenschutzmaßnahmen mehr zu tun.   

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